Discussion Round at the 4th Forum Unique Codes

4th Forum Unique Codes – Securikett holt Experten zur Sicherheit des digitalen Produktpasses aufs Podium

Bereits zum vierten Mal lud Securikett Fachleute, Branchenvertreter und Technologie-Expert:innen zum Kongress nach Baden bei Wien ein. Die Veranstaltung im traditionsreichen Casino Baden zog Besucher und Referenten aus dem In- und Ausland an.

Über Unique Identifiers – UIDs
„Das war ein Melting-Pot of Experts“, kommentierte Securikett Geschäftsführer Werner Horn und freute sich über den intensiven Austausch zur Zukunft von Unique Identifiers – UIDs – mit denen Produkte eine Identität bekommen.
Wenn jedes Produkt seinen eigenen Code bekommt, wie eine individuelle Geburtsurkunde, kann es nicht nur rückverfolgbar gemacht werden hinsichtlich seiner Herstellungs- und Lieferkette. Es kann vielmehr in seinem Daten-Konterpart, der in der Cloud liegt und oft als digitaler Zwilling bezeichnet wird, auch seinen digitalen Produktpass (DPP) beherbergen.

Dave Sandello was the host of the event.

Wie sicher ist der DPP?
Der digitale Produktpass ist für viele Branchen von der EU verordnet und wird in den kommenden Jahren ausgerollt. Zahlreiche Experten arbeiten in Standardisierungskomitees an den Umsetzungsdetails, im Fokus der Securikett Veranstaltung standen natürlich – Nomen est Omen – die Sicherheitsaspekte.

So kam die Frage, wie sich Marken und Konsument:innen in Zeiten von künstlicher Intelligenz (KI) vor digitalen Fälschungen schützen können. Denn komplette Cloud-Solutions können heute, KI gestützt, von Fälschern vergleichsweise leicht kopiert werden, sodass man auf eine Plattform gelangt, die nicht echt ist. Im schlimmsten Fall könnte man da weiteren Betrügereien ausgesetzt werden. Man wähnt sich auf der Seite des Markeninhabers und gibt leichtfertig Daten frei! Ebenso können QR Codes nachgedruckt werden etc. Sprecher:innen und Publikum waren sich einig, mehr Sicherheit ist gefordert schon in der Umsetzungsplanung des DPP.

Bereits heute existieren effektive Lösungen, um das Clonen, also den Nachdruck von QR Codes erkennbar zu machen. Auch die Anreicherung des UID-Drucks mit physischen sischerheitsmerkmalen wird unentbehrlich bleiben, wie das auch bei Banknoten unentbehrlich bleibt.

Dennoch bleibt der gesicherte Zugang zu den Cloudplattformen, sowohl seitens der Markeninhaber, die fallweise mit Hunderten Lohnfertigern und Lieferanten zusammenarbeiten, als auch seitens der Konsumenten, das Fundament jedes Schutzkonzepts.

Stefan Führer konnte in seinem Vortrag über Codikett 2.0 nicht nur die Vorteile der Native-Cloud-Solution aufzeigen. Dass jeder Codikett-Kunde, sei es ein Markeninhaber im Bereich Ersatzteile, Textilien, Luxusgüter oder FMCG, nun seine eigene Instanz hat, ist Voraussetzung für 100% Datenschutz jedes einzelnen Kunden. Eine Besonderheit ist da innerhalb der Instanz noch die „Cellular Architecture“, welche die Daten der teilnehmenden Firmen innerhalb einer Marke, also etwa seiner Lohnfertiger und Distributoren, verläßlich getrennt hält.

Stefan Führer presented Codikett 2.0 at the Forum Unique Codes

Interoperable Vernetzung als Schlüssel zum Erfolg
Um die Anforderungen des Digital Product Passport (DPP) zu erfüllen und den geltenden ISO-Standards gerecht zu werden, führt kein Weg an einer plattform-übergreifenden Vernetzung vorbei.

Dr. Marietta Ulrich-Horn, seit vielen Jahren in der internationalen Standardisierung tätig, war selbst die Projektleiterin des ersten ISO Standards zur Interoperabilität von UID-basierten Systemen zur Fälschungsbekämpfung.

Sie sagte, „Ein bisschen stolz bin ich schon, dass der von mir redigierte Standard dann von der EU als Richtlinie für die Ausformulierung der europäischen DPP Standards empfohlen wurde. Uns ISO-Komitee-Mitgliedern war schon damals klar, dass nicht Konkurrenzdenken, sondern Interoperabilität der Produkt Digitalisierung zum weiteren Durchbruch verhelfen würde.“

Sicherheitstechnisch wird zur Vorsicht geraten gegenüber Code-Plattformanbietern, die – „wie Pilze aus dem Boden schießend“ – oft keine ausreichende Sicherheitsarchitektur aufweisen.

Ganz anders das AURA Blockchain Consortium. Gegründet von namhaften Vertretern der Luxusgüter-Industrie hat es sich zum Ziel gesetzt, Digitale Produktpässe in einer eigenen Blockchain abzulegen. Ein interessanter Ansatz, wenn man dazu noch den Trend nach Vintage und Eigentümerwechseln von Luxusgütern in Betracht sieht. Securikett und AURA punkten mit Interoperation, wie anhand eines Fallbeispiels dargelegt werden konnte.

Gemeinsame Strategien zur Ansprache der Konsumenten
„Fälscher schlafen nicht – sie sind gut vernetzt und arbeiten rund um die Uhr“, lautete eine zentrale Botschaft. Im Verlauf des Kongresses wurden verschiedene zusätzliche Sicherheitssysteme vorgestellt, die als Anregung für neue Strategien dienen können.

Eine lebhafte Diskussion entstand rund um die Frage, warum Konsument:innen QR-Codes überhaupt scannen sollten. In seiner Keynote betonte Güneri Tugcu, dass Nachhaltigkeit allein kein ausreichender Anreiz sei:

„Nur wenn Konsumenten einen spürbaren Mehrwert erhalten, werden sie regelmäßig scannen.“ Er präsentierte mehrere praxisnahe Ansätze, die Vertrauen schaffen und Markenerlebnisse stärken.

Güneri Tugcu at the 4th Forum Unique Codes

Diese Meinung teilte Dr. Felix Badura von Digicycle. Ohne Anreize geht es nicht. Unique Identifier werden für längerlebige Produkte unerlässlich werden, um die Recyclingquoten der EU zu erreichen. Aber auch bei Fast Moving Consumer Goods werden bei vielen Projekten UIDs eingesetzt, etwa um den Pfandbetrug zu verhindern.

Innovation, Aufklärung und Konsumentenerziehung sind entscheidende Werkzeuge um die Recyclingziele zu erreichen, genau gleich wie im Kampf gegen Produktpiraterie.

Datenanalyse, Datenschutz und KI
Digitale Systeme zur Produktverfolgung zielen in erster Linie auf das Aufdecken von Fälschung und Graumarkthandel ab. Neu ist, dass durch die EU-Regulierung das Recycling- und Reparaturverhalten verbessert werden soll. Dass aber durch die Kommunikation mit Endverbrauchern für die Hersteller auch wertvolle Daten über das Verbraucherverhalten als Nebenprodukt abfallen, ist bekannt. Bei voller Wahrung des Datenschutzes können diese Daten statistisch ausgewertet werden.
Neu ist da der Einsatz von künstlicher Intelligenz. Unterhaltsam und eindrucksvoll konnte Jürgen Bogner zeigen, wie seine KI-Assistenten aus einem Echtdatenbestand wertvolle Trends von Fälschungen und Graumarkt finden konnten.

Rückblick und Ausblick
Das Fazit der Organisatoren der Fa. Securikett mit Sitz in Münchendorf bei Wien:
Der Kongress war eine rundum gelungene Veranstaltung mit lebhaften Diskussionen, neuen Ideen und wertvollen Kontakten. Dank renommierter Sprecher:innen aus Europa und den USA sowie hochkarätigen Besuchern wurde das Event zu einem „Melting Pot of Experts“. Das 5th Forum Unique Codes ist daher schon in Planung.

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